Der Imker
Kinodokumentarfilm - Drama 107 Minuten 2013
Technische Angaben
Produktion | Frame Film Bern |
Koproduziert mit | Schweizer Radio und Fernsehen SRF ARTE |
Verleih Schweiz | Frenetic Films |
Produktionsjahr | 2013 |
Länge | 107 Min |
Format | HD- DCP – Farbe |
Originalsprache | Kurdisch, Schweizerdeutsch und Deutsch |
Untertitelung | deutsch, englisch, französisch und italienisch |
Drehbuch und Regie: | Mano Khalil |
Kamera: | Mano Khalil |
Kamera 2: | Steff Bossert |
Ton: | Weli Cici |
Schnitt: | Thomas Bachmann |
Musik: | Mario Batkovic |
Tonmischung: | Rolf Büttikofer |
Redaktion SRF: | Urs Augstburger |
Redaktion ARTE: | Nadine Zwick |
Synopsis
Die Begegnung mit Ibrahim Gezer berührt zutiefst. Er ist ein Mann, der in seinem Leben unermesslich viel Leid, Gewalt und Schmerz erfahren hat und dennoch sensibel, zart und warmherzig geblieben ist. Familienvater einer zahlreichen Kinderschar, erfolgreicher Unternehmer als Honigproduzent und angesehenes Mitglied seiner Heimatgemeinde gerät der kurdische Bienenzüchter in den Strudel des kurdisch-türkischen Bürgerkrieges in den 1990-er Jahre. Zwei seiner Kinder fallen im Kampf, seine Frau begeht Selbstmord, er verliert sein Hab und Gut und muss sich über sieben Jahre im Untergrund verstecken, bevor es ihm gelingt, zu seinen Kindern und Enkeln in die Schweiz zu flüchten. Hier findet er über seine Liebe und Leidenschaft für die Bienenzucht neuen Halt, Lebenssinn und vor allem neue Freunde – Schweizer Freunde. Als Kulisse für die Bekanntschaft mit Ibrahim Gezer und seine Tätigkeit als Imker durch die Jahreszeiten dienen die Berge: die Berge in Kurdistan und die Urner Alpen. Der Film zeigt die beeindruckenden Landschaften in Totalen, die von der eigens für den Film komponierten Musik untermalt werden.
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Laudatio Prix de Soleure 2013
„Unter Humanismus versteht man eine Weltanschauung, die sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen, individuellen Menschen orientiert“, so steht es im Reglement für die Vergabe des «Prix de Soleure». Die Jury freut sich, einen Film prämieren zu können, auf den diese Definition mehr als trefflich anwendbar ist.
Der Film zeichnet sich aus durch eine enorme Positivität, durch einen alles durchdringenden Optimismus und den unerschütterlichen Glauben in den Menschen – was umso bemerkenswerter ist, als dass es sich beim Schicksal des Protagonisten um eines handelt, in dem die Opfer- und Täterrollen durchaus deutlich auszumachen sind. Doch nie wird beschuldigt, nie gehasst, Ressentiments finden keinen Platz in diesem Film. Der liebevolle Blick auf den Menschen ist hier Thema, aber gleichzeitig auch erzählerische Haltung.
Mit nur einem Protagonisten gelingt es dem Regisseur, eine multidimensionale Struktur zu erschaffen, anhand derer die Themen eines Menschenlebens erforscht werden – Familie, Freundschaft, Heimat, Arbeit, Sehnsucht, Leidenschaft – ohne dabei jemals ins Pathetische oder Allzu-Intime abzurutschen. Die Hauptfigur strahlt eine eigentümliche Poesie aus, der man sich kaum entziehen kann; es ist das Portrait eines Menschen, der mit seiner Art, mit dem Leben umzugehen – irgendwo zwischen Demut und Ironie – eine prägnante und gleichzeitig berührende Botschaft übermittelt….“ (Die Jury: Stéphanie Chuat, Dick Marty, Michèle Roten)
Laudatio Dok.fest München 2013
Ibrahim ist ein wirklicher Kinoheld. Mit stoischer Beharrlichkeit und hinreißender Freundlichkeit führt der kurdische Emigrant seinen Kampf um ein würdevolles Leben. Aus politischen Gründen wurde er gezwungen, weit weg von seinen Wurzeln, seiner Kultur und mit großen existenziellen Verlusten ein neues Leben zu beginnen – der Stoff für eine überwältigende filmische Erzählung. Der Regisseur Mano Khalil hat die richtige Form, die richtigen Bilder und den richtigen Protagonisten gefunden, für dessen Tragödie es vielleicht einen Ausweg gibt. Denn Ibrahim ist Imker – auf seiner Flucht durch die türkischen Berge wurde das eine hilfreiche Tarnung. Nachdem er in die Schweiz auswandern musste, wird er dort zu Hilfsarbeiten verpflichtet. Nun gilt es zu beweisen, dass er pensionsberechtigt ist. Der geopolitische Zufall, dass Ibrahim in der Schweiz lebt, ist für die filmische Form ein Glücksfall. Ein optimales Land für topografische Spiegelungen mit der Türkei und die Verbindung der extremsten kulturellen Widersprüche. Der Regisseur Mano Khalil verliert niemals die hohe emotionale Kompetenz seines Helden aus den Augen. Im Gegenteil: Sie wird zum zentralen Motiv eines höchst humanitären und humanistischen Dokumentarfilms, in dem wir nebenbei erfahren, dass Bienen nicht nur Honig, sondern auch Inspiration spenden können.
“Überall, wo ich hinging, nahm ich zur Tarnung Bienenvölker mit… “Der kurdische Imker Ibrahim musste nach dem Tod seiner politisch aktiven Tochter vor der Folter des türkischen Militärs fliehen. Sieben Jahre lang versteckte er sich in den Bergen, bis ihm die Flucht in die Schweiz gelang. Dort pflegt er nun liebevoll seine Bienen und neugewonnenen Freundschaften. Als ihn die Behörden in einem Programm zur “Wiedereingliederung Behinderter” zu Fließbandarbeit verpflichten, wird es absurd. Schlau und geduldig findet Ibrahim einen Ausweg… Ein herzerwärmender Film über die zerstörerische Macht politischer wie bürokratischer Systeme und die unglaubliche Fähigkeit Ibrahims, dem Schmerz mit Versöhnlichkeit und Weisheit zu begegnen.